Leseprobe

Was ist Glaube?

Eine Anleitung zum vernünftigen Denken für junge Menschen

Warum ich dir diesen Brief schreibe

Ganz egal, welche Rolle der Glaube in deiner Familie, in deiner Klasse, in deinem Freundeskreis oder in dir selbst spielt, er begegnet Dir im Alltag immer wieder.

Du weißt, dass die Menschen ganz verschiedenes glauben. Bei uns in Deutschland zum Beispiel gibt es viele Christen, aber auch immer mehr Muslime. Vielleicht wächst du selbst in einer christlichen oder muslimischen Familie auf.

Wenn Menschen unterschiedliches glauben, geraten sie schnell miteinander darüber in Streit, wer Recht hat. Manchmal führt dieser Streit sogar zu Grausamkeit, Mord und Krieg. Das ist nicht verwunderlich; denn die Fragen des Glaubens sind für viele Menschen sehr wichtig.

Die wichtigste Glaubensfrage hast du dir auch schon gestellt: Was passiert mit den Menschen, wenn sie gestorben sind? Was passiert mit dir, wenn du gestorben bist?

Du bist noch jung und denkst lieber ans Leben als ans Sterben. Aber wenn Menschen sterben, die du lieb hast, dann bist du traurig und hoffst, sie in einem anderen Leben wiederzusehen. Die Frage nach Tod und Sterben wird dich dein Leben lang begleiten.

Es gibt noch andere wichtige Glaubensfragen: Hört mich Gott, wenn ich zu ihm bete? Spricht er zu mir? Hat er schon zu anderen Menschen gesprochen? Ist Gott allmächtig? Straft er mich für meine Sünden? Warum lässt er zu, dass die Menschen leiden? Interessiert ihn die Welt, die er geschaffen hat? Gibt es viele Götter? Welche Religion ist die richtige? Gibt es Gott überhaupt? Wenn es Gott nicht gibt, wie ist die Welt ohne ihn entstanden?

In diesem Brief wirst du auf diese Fragen keine sicheren Antworten finden. Ich will dir aber zeigen, warum das so ist und warum wir Menschen trotzdem nie aufhören werden, solche Fragen zu stellen. Ich will versuchen, dir zu helfen, die Sache mit dem Glauben ein bisschen besser zu verstehen und zu ertragen. Vielleicht wird dich mein Brief auch davon abhalten, ganz dumme oder ganz schlimme Sachen zu fühlen, zu denken oder zu tun. Das vor allem wünsche ich dir von Herzen.

Ich vermute, es wird ein ziemlich langer Brief werden. Über den Glauben gibt es nämlich viel zu sagen. Manches ist auch nicht einfach zu erklären. Ich bitte dich deswegen, ein wenig Geduld mit mir zu haben. Wenn dir der Brief zu lang, zu langweilig oder zu schwer wird, dann leg ihn beiseite und lies weiter, wenn dir danach ist. Ich würde mich aber freuen, wenn du ihn irgendwann zu Ende lesen wirst.

Ich glaube nämlich, dass ein Nachdenken über den Glauben zum Erwachsenwerden gehört, mehr noch als Lesen, Schreiben und Rechnen.

Übrigens: Am Ende des Briefes habe ich ein kleines Geschenk für dich.

Jetzt will ich Dir aber erst mal erzählen, wie das Fragen überhaupt in die Welt gekommen ist. Hierzu lade dich ein auf eine Reise zurück bis fast bis an den Anfang des Universums.

Auf solche Reisen haben dich vermutlich schon andere mitgenommen, vielleicht deine Eltern und Lehrer, spannende Filme oder verständliche Bücher. Wenn das so ist, dann lass dich von mir noch einmal erinnern und berühren.

Aber denk daran, wenn du dich nun zu mir in den Zug setzt, wir sind auf einer Phantasiereise. Die Forscher suchen nach Spuren der Vergangenheit und setzen daraus ein Puzzle zusammen. Wenn ein paar Puzzleteile gut zusammenpassen, dann freuen sie sich und sagen: Ja. So könnte es gewesen sein. Dabei war niemand.

Wie ist das Fragen auf die Welt gekommen? Stammt das Denken von dieser Welt? So könnte es gewesen sein. Lasst uns die Reise beginnen!

Hier kannst du dir die ersten Seiten des Buchs auch als PDF-Datei herunterladen.